Koffer_alt
Reiselust

Bekenntnisse einer Gepäckgrenzgängerin

Wie ich in meinem letzten Post geschrieben habe, ist die Gepäckfrage unter Umständen eine durchaus zu betrachtende Komponente bei der Reiseplanung. Mit Recherche auf den einschlägigen Reiseblogs und im Austausch mit Bekannten, die bereits einen Backpacking-Urlaub gemacht haben, kamen wir zu dem Schluss, dass der Rucksack die bessere Option sein könnte. Wären wir nur auf Bali selbst mit wenigen Ortswechseln unterwegs, wäre sicherlich auch ein Koffer handhabbar. Da wird aber auch auf Lombok und den Gilis viel unterwegs sind, gibt es es sicherlich praktischere Möglichkeiten. Machen kann man natürlich alles und wer unbedingt mit Koffer reisen will, kann dies sicher auch bewerkstelligen, aber die Frage ist: Was ist für mich angenehmer?

Minimalismus auf Reisen

Neben der praktischen Komponente spielt hier noch ein weiterer Reiz mit hinein: Mich selbst herauszufordern, eine kleine persönliche Challenge – nämlich mein Gepäckverhalten mal zu überdenken. Hallo Minimalismus! Das ist ja momentan ein Thema, das mich umtreibt (wie ungefähr 20.843 andere Menschen auch). Ohne den Hype darum jetzt noch weiter zu befeuern, hat es doch wirklich etwas für sich, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das ist ja auf viele Lebensbereiche übertragbar. Was sich bei mir bekleidungstechnisch vermehrt im Kleiderschrank und beim Shopping allgemein zeigt, kann ich doch bei meinem Gepäck fortsetzen, oder?

In der Vergangenheit hatte ich durch den Luxus eines Koffers durchaus gelegentlich oft quasi immer zu viele Kleidungsstücke dabei, die ich nicht zwingend gebraucht habe, ganz nach dem Motto „Es könnte ja sein, dass….“. Zudem hatte ich auch nicht wirklich Lust, meine Kleidung unterwegs zu waschen. Das haben wir nur auf der 3,5-wöchigen Westküstenreise in den USA genau einmal getan. Richtig nötig gewesen wäre es an sich nicht unbedingt, aber es war nice-to-have. Man will ja Auswahl haben, nicht wahr? Ich schmuggelte also oft, (geradezu verstohlen- wem will ich was verheimlich? Nur mir selbst, lächerlicherweise) weitere Hosen oder Shirts in meinem Koffer und rechtfertigte mich murmelnd (auch vor mir selbst): „Aber wenn XY passiert, werde ich mich ärgern, dass ich diese Hose nicht eingepackt habe. Ich weiß es.“

Tatsächlich war das eher nicht so oft der Fall –  eigentlich nur einmal, und selbst da habe ich es überlebt. Was für eine Überraschung! Und zur allergrößten Not befinde ich mich in Indonesien und nicht im Gebirge der Anden, daher wäre der Kauf von einem absolut notwendigen Teil recht einfach zu bewerkstelligen. Und da zeigt sich dann, wie dringend das wirklich, wirklich! ist. Also war meine eigene Challenge für diesen Urlaub geboren: Mit minimalistischem Gepäck zu reisen. Und weil ich gerne von 0 auf 100 die nächste Kuh durch´s Dorf treibe, ist es jetzt ein Rucksack mit 40 L Fassungsvermögen geworden. No risk, no fun.

Ein Selbstversuch

Nach Ankunft des guten Stücks habe ich einen Packtestballon gestartet – was soll mit? Wie viel von was brauche ich? Wo kann ich sparen? Für mich als ehemalige Maximalbepacktreisende war das ein sehr spannender Nachmittag. Inspirationen für eine Itzbitzipackliste habe ich mir auf den Reiseblogs von Luisa auf sunnyside2go und Jana auf Sonne & Wolken geholt.

Bevor es losging, habe ich mir noch Kompressionsbeutel besorgt, denn ohne besteht für mich keine Chance, alles unter zubekommen. Daher habe ich jetzt fünf Beutel in unterschiedlichen Größen für meine Kleidung. Mit der Annahme, mind. einmal im Urlaub Wäsche zu waschen (was kostengünstig und schnell erledigt werden kann), habe ich also angefangen, meine Liste zu schreiben, zu zählen, zu packen, zu streichen, wieder zu packen.

Eine besondere Herausforderung stellte dabei mein Kopfkissen dar. Jaa, ich reise nur mit meinem eigenen Kissen, das ist der Luxus, auf den ich nicht verzichten will. Mein komplettes Make-Up kann ich zu Hause lassen, aber nicht mein Kopfkissen. Als ich den Kompressionsbeutel und das Kissen nebeneinander legte, frage ich mich schon, wie das gelingen soll.

Mit viel gutem Zureden (…und etwas Kraft) passt aber selbst das Kissen in einen Kompressionsbeutel – es ist schon faszinierend, wie sich dadurch das Volumen reduziert, oder?

Ergebnis: Weniger ist offenbar doch mehr

Und siehe da, nach einigem Hin und Her passte wirklich alles in den Rucksack. Neben meiner Kleidung sowie Schuhen und meinem Kissen fand auch noch mein Kulturbeutel, Schnorchel, Sonnencreme und ein Reisehandtuch Platz. Zudem hatte ich beim Testpacken nicht viel Wert auf Struktur gelegt, weil ich erstmal schauen wollte, ob ich überhaupt in Ansätzen mit dem Platz auskomme. Und siehe da, komme ich! Wenn ich jetzt noch ein bisschen mehr Tetris-like sinnvoll den Rucksack bepacke, scheint das eine gute Sache zu werden. Zusätzlich werde ich dann noch einen Handgepäckbeutel mitnehmen, wo ich dann meine Dinge für den Flug, meine Dokumente sowie Elektronik (ebook-Reader, Kopfhörer, Kamera, etc.), meine Schreibutensilien und einen kleinen Kulturbeutel einpacke.

Meine Kleidungspackliste

  • 1 x Fleecejacke
  • 6 Paar Socken
  • Unterwäsche (2 BH´s + 8 Unterhosen)
  • 1 x Schlafshirt
  • 4 x Tops
  • 5 x T-Shirts
  • 4 x kurze Hosen + 1 x Rock + 1 x kurzer Jumpsuit
  • 2 x Bikini + 1 Badeanzug
  • 1 x Sportleggings
  • 1 x Funktionslangarmshirt
  • 2 x 3/4 Funktionshosen
  • 1 x Sandalen + 1 x Flip-Flops

Wenn sich das Shirt von hinten anschleicht….

Vielleicht reduziere ich auch noch die Anzahl der T-Shirts oder Tops etwas, denn einen Badeanzug kann man schließlich auch gut als Topersatz nutzen, n´est pas? Zudem werde ich in festen Outfits packen, denn auch das soll dazu beitragen, weniger Kleidung wahllos in den Koffer zu werfen. Aber mal ehrlich: Wenn ich die Liste so durchgehe, finde ich schon, dass es wirklich ziemlich wenig ist, oder sehe ich das falsch? Aber was erwarte ich auch von mir, die sonst immer ans Koffergewichtslimit geht?

Und gerade, als ich diese Gedanken wälze, kommt von ganz hinten „Naja, DAS eine Shirt könntest du auch noch mitnehmen, das macht jetzt auch keinen Unterschied…“. Da muss ich echt aufpassen, dass ich nicht in einem Autopilot verfalle und mein Pack-Ego wieder überhand gewinnt.

Meine Reisebegleitung wollte übrigens noch einen Step weitergehen: Nämlich mit diesem Rucksack als (Achtung!) Handgepäck reisen, den Rucksack also erst gar nicht aufgeben. Relativ schnell war aber klar: Unsere Gewichtsbeschränkung für Handgepäck liegt bei unserer Airline bei 7 kg – da komme ich beim besten Willen nicht drunter. Will ich auch gar nicht, der Rucksack allein ist doch wohl schon Herausforderung genug, nicht wahr?

Wie viel packt ihr immer ein? Eher zu viel oder eher zu wenig? Habt ihr noch mehr Tipps für das Reisegepäck?

Blogfeed
Bloglovin

Blogverzeichnis - Bloggerei.de

8 Comments

  • Dorie

    Ach den Struggle kenne ich nur zu gut, ich habe immer zu viel dabei. Ich hatte für Bali eine minimalistische Packliste geschrieben, die du glaube ich, eh schon gesehen hast. Aber am Ende waren dann 1-2 Sachen mehr dabei – die ich nicht gebraucht habe 😀
    Das mit dem Kompressionsbeuteln ist eine wirklich gute Idee! Das sollte ich auch mir mal zulegen 🙂
    Und mit Handgepäck reisen – niemals 😀 Ich habe schon immer meine 12-13kg am Buckel und das obwohl ich wirklich versuche nur das nötigste mitzunehmen. ;D
    Liebe Grüße
    Dorie von http://www.thedorie.com

    • Kulturblazer

      Hi Dorie,
      mein Rucksack lag auch so um den Dreh bei 12 kg, das gibt mir ein gutes Gefühl, in die richtige Richtung zu gehen 🙂
      Handgepäck wird für mich vermutlich auch eine nie zu realisierende Option sein, aber ich bin erstmal stolz, erstmal 10 kg vom Standard herunterzukommen 😀 Deine Liste habe ich auch gesehen, da bin ich noch im hin und her überlegen beim Thema Mückennetz…hast du dieses oft benötigt?
      Liebe Grüße!

  • Jasmjn

    Herzlichen Glückwunsch zu dieser Entscheidung und Challenge! Find ich toll das du auf Rucksack umgestiegen bist, für mich persönlich ist das am einfachsten und besten. So wieso wenn es nur warm ist im Reiseziel, ist es so easy ! Die sache bei mir ist dann halt nur das ich so gerne shoppe haha und dadurch mein Rucksack voller wird aber das habe ich dieses mal zum Glück gut unter kontrolle gehabt 🙂

    Liebe Grüße
    Jasmin

    • Kulturblazer

      Hi Jasmin,
      das Problem mit dem Shoppen kenne ich auch…da versuche ich mich auch zurückzuhalten bzw. jetzt für Singapur und Bali bewusst klar zu machen, dass ich a) viel weniger brauchen werde und b) zur Not immer was kaufen kann. Aber tatsächlich habe ich mir vorgenommen, auf Bali ganz bewusst zu shoppen und mir ein richtig schönes Erinnerungsstück zu kaufen, was ich auch hier zu Hause trage. Früher habe ich gelegentlich Sachen gekauft, weil mich das Urlaubsfeeling so gepackt hat und ich dachte „Das trage ich auch zu Hause“ und dann WAR ich zu Hause und habe mich gefragt, was ich mir dabei gedacht habe – verklärte Urlaubsshoppingfalle, besonders bei so Sachen wie Strandkimonos o. ä. 😀
      Liebste Grüße an dich!

  • Wonderful Fifty

    Hallo Vanessa – vielen Dank, dass du uns auch an deiner Gepäcksplanung teilhaben lässt. Für mich ist es immer wieder total interessant zu lesen, welche Teile eingepackt werden, wie hier vorgegangen wird, wie geplant wird. Für mich ist dabei immer das Reiseziel entscheiden, wird es eher eine Städereise, ein Badeurlaub, eine Rundreise, für welche Anlässe wird dabei Kleidung benötigt und natürlich auch für welche Wetterbedingungen. So habe ich oftmals für wenige Tage genauso viel oder auch mehr Gepäck als für einen ganze Woche. Toll finde ich jedenfalls dein Vorhaben, dies alles mit einem Rucksack zu bewältigen. Ich bin bisher zwar immer mit einem Koffer gereist, habe aber das Gepächklimit eigentlich nur bei meiner dreiwöchigen USA-Reise ausgereizt. Total gespannt bin ich schon, was du nach der Reise über deinen Packplan berichtest und welche Erfahrungen du mit dem Rucksackreisen machst.
    Hab ein wunderbares Wochenende und alles Liebe

    • Kulturblazer

      Hi Gesa,
      es freut mich, dass dir der Beitrag gefällt! Tatsächlich ist es, wie du sagst, auch abhängig davon, wohin man reist. So wenig einzupacken ist für ein warmes Reiseland auch keine so große Herausforderung (ok, für mich trotzdem :D) als wenn eine Reise in den Schnee ansteht. In San Francisco damals war ich total irritiert, wie verhältnismaßig kühl es dort für kalifornische Verhältnisse war und gerade an der Golden Gate Bridge war es mit 21° echt richtig frisch, wenn man einen Tag vorher noch bei 34° durch Cupertino gelaufen ist! Das war auch eines der wenigen Male, wo ich meine Jacke angezogen habe.
      Ich hoffe, du hattest ein schönes, sonniges Wochenende!

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner